Hackfleisch - Von nun an nur noch im Schlauchbeutel

08.03.2021
70 Prozent weniger Plastik, komplett recyclebare Materialien: Die süddeutsche Supermarktkette Feneberg mit Hauptsitz in Kempten (Allgäu) macht vor, wie nachhaltiges Verpacken von frischen Lebensmitteln funktioniert: Hackfleisch liegt nur noch in dünnem Schlauchbeutel in der SB-Theke.

Als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler überhaupt hat Feneberg seine Produktion komplett umgestellt und bietet seine SB-Hackfleischprodukte in den knapp 80 Filialen nicht mehr in der bisher üblichen MAP-Schale, sondern ausschließlich im nachhaltigen Schlauchbeutel (Flow-Pack) an. Die neue Verpackungsidee hat der Allgäuer Pionier gemeinsam mit der ULMA Packaging GmbH mit Sitz in Memmingen entwickelt und umgesetzt.

„Als regional verwurzeltes Familienunternehmen steht Feneberg für Werte wie Heimat, Qualität und Vertrauen. Die regionale Erzeugung der Lebensmittel und die Verbindung mit der Region und den Menschen, die dort leben, haben bei Feneberg schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Regionale Erzeugung, enge Partnerschaften mit den Landwirten, Tierwohl und Umweltschutz sind seit vielen Jahren die Eckpunkte, die die Herstellung unserer Fleisch- und Wurstwaren kennzeichnen. Vor diesem Hintergrund war es uns wichtig, uns auch bei der Verpackung der hochwertigen Produkte weiterzuentwickeln und eine Variante zu wählen, die die Nachhaltigkeitskriterien in der Erzeugung fortsetzt“, sagt Hannes Feneberg, der gemeinsam mit seinem Bruder Christof die Feneberg Lebensmittel GmbH in dritter Generation als Geschäftsführer leitet.

Der Umstieg auf die Flow-Pack-Verpackung war ein großer Schritt für das Unternehmen, denn pro Woche produzieren die Feneberg-Metzgerei in Kempten insgesamt 20 t an Hackfleisch und Hackfleischprodukten wie zum Beispiel Burgerpatties oder Cevapcici. Das Wichtigste für Feneberg: Die Kunden gehen den nachhaltigen Weg mit. „Die neue Verpackung wird sehr gut angenommen. Wir haben offenbar genau den Nerv unserer Kunden getroffen, die sich mehr Nachhaltigkeit beim Einkauf wünschen“, zieht Hannes Feneberg ein positives Fazit.

70 Prozent weniger Plastik

Der große Vorteil des Flow-Packs: Er ist mit 60 – 65 m bis zu 10-mal dünner als konventionelle MAP-Schalen, die in der Regel eine Stärke von 450 – 650 m haben. Außerdem ist der Schlauchbeutel deutlich leichter als die Schale: Statt Taragewichten von 13, 58 g bis 24, 98 g bei der Schalenverpackung bringen die Folienlösungen je nach Größe gerade mal ein Tara zwischen 4,00 g und 4,94 g auf die Waage. Dadurch spart Feneberg mindestens 70 Prozent Plastik pro Verpackungseinheit ein, in der Spitze sind es sogar über 80 Prozent. Auf das Jahr gerechnet sind das 35,7 t weniger Kunststoff, die von Feneberg in Umlauf gebracht werden.

 

Feneberg im Kurzprofil

Feneberg, das Unternehmen mit Sitz in Kempten, ist seit über 70 Jahren der Supermarkt aus dem Allgäu. Dahinter steckt von Anfang an die Familie. Christof und Hannes Feneberg leiten das Unternehmen heute in dritter Generation. Als regional verwurzelter Familienbetrieb verkörpert Feneberg die Werte Heimat, Qualität und Vertrauen. Mit seinen eigenen Marken und Produktionsstätten setzt Feneberg sich stark für regional erzeugte Lebensmittel ein. Das Unternehmen betreibt knapp 80 Filialen und beschäftigt rund 3.200 Mitarbeiter.

In der Feneberg-Metzgerei entstehen täglich frische Fleisch- und Wurstwaren sowie Feinkost und Convenience-Produkte der Marke Gourmella. Das verwendete Fleisch stammt von Vertragslandwirten aus der Region.

 

Vollständig recyclebar

Weiteres Nachhaltigkeits-Plus für die Schlauchbeutel: Sie bestehen aus der Mehrschichtfolie MonoFlowre des Folienherstellers Schur Flexibles, aus dem Mono-Material Polypropylen (PP), und sind deshalb rückstandslos recyclebar. Die Flow-Packs machen es dem Endverbraucher fürs Recyclen besonders einfach: Verpackung auf, Fleisch raus und die Folie kann ungewaschen in den gelben Sack und so dem Recyclingprozess zugeführt werden. „Dieses einfach Handling ohne weiteres Trennen hat uns überzeugt“, erklärt Christian Gareiß, Leiter der Produktionstechnik bei Feneberg. „Viele andere Verpackungskonzepte, die Kunststoff einsparen, erfordern vom Endverbraucher einen Zwischenschritt. Oft muss man zum Beispiel eine Folie vom Karton abziehen, was erfahrungsgemäß nicht immer gemacht wird. Die Verpackungen landen dann im Restmüll. Da ist dann Endstation für das Recycling, bevor es überhaupt angefangen hat“, so Gareiß weiter.

Weniger Plastik bedeutet dabei nicht weniger Qualität und Hygiene – im Gegenteil. „Der Flow-Pack ersetzt 1:1 die technischen Eigenschaften der MAP-Schale“, erklärt Thomas Blümel, Geschäftsführer der Ulma Packaging GmbH. Die MonoFlowre-Mehrschichtfolie aus Mono-Material besteht zu über 95 Prozent aus Polypropylen (PP) sowie einer dünnen Hochbarriere und hält so die Hackfleischprodukte auf höchstem Niveau frisch und appetitlich. Dank seiner Schutzatmosphäre ist der Flow-Pack darüber hinaus auch problemlos stapelbar, ohne dass das Hackfleisch zerdrückt wird.

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Verpackungs-Knowhow aus dem Allgäu

Verpackt werden die SB-Hackfleischprodukte am Produktionsstandort der Feneberg-Metzgerei in Kempten von der Schlauchbeutelmaschine FM 300 von Ulma. Für die recyclebare PP-Folie wurden einige Adaptionen an der Maschinentechnik vorgenommen. „Zum einen haben wir die Faltgeometrie angepasst, da die PP-folie schneller knickt als andere Folien. Zum anderen haben wir Änderungen bei der Längs- und Quersiegelung vorgenommen, um die gewohnt hohen Siegelqualität auch für die Recyclingfolie zu gewährleisten“, erklärt Alexander Biechteler, Leiter des technischen Vertriebs und der Anwendungstechnikbei der Ulma Packaging GmbH. Darüber hinaus wurden weitere Parameter sowie etliche Hintergrundprozesse neu eingestellt und für die neue Art der Hackfleischverpackung optimiert.

 

Langjährige Zusammenarbeit

Dank ihrer robusten Edelstahlrahmenkonstruktion ist die FM 300 besonderes einfach zu reinigen und zu desinfizieren. Sie kommt deshalb überall dort zum Einsatz, wo ein besonders hohes Maß an Hygiene gefordert ist, wie beim Verpacken von frischen Lebensmitteln. Zusammen mit der neuen Schlauchbeutelmaschine hat Feneberg in seiner Produktion insgesamt sieben Maschinen von Ulma im Einsatz. Neben Verpackungsmaschinen für Hackfleisch, Wurst sowie Wurt- und andere Auschnittwaren auch welche für Backwaren und Fertiggerichte.

„Für uns war klar, dass wir dieses wichtige Projekt zusammen mit Ulma machen. Wir arbeiten bereits seit zehn Jahren zusammen und kennen die Maschinen sehr gut. Außerdem schätzen wir Ulma als besonders zuverlässigen Partner, der stets offen ist für neue Ideen“, betont Christian Gareiß.

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Geringerer Logistikaufwand und weniger CO2-Ausstoß

Vor der Umstellung auf die Flow-Packs reichte eine Palette an MAP-Schalen für 2.880 bis 5.040 Verkaufsverpackungen für Hackfleisch und Hackfleischprodukte. Aus dem gleichen Transportvolumen mit Flow-Pack-Material generiert Feneberg jetzt zwischen 64.800 bis 81.000 Verkaufsverpackungen. Oder anders ausgedrückt: „Statt 100 Lkw-Ladungen an MAP-Schalen brauchen wir jetzt gerade mal 7 LKW-Ladungen an Folie. Das ist eine Reduzierung von 93 Prozent. Genauso groß ist die Einsparung beim Lagerbedarf“, verdeutlicht Gareiß.

Die Pluspunkte auf der ökonomischen Seite wirken gleichzeitig auch auf der ökologischen. Durch die enorme Materialersparnis und den reduzierten Einsatz von Lkw-Transporten lässt sich mit den Flow-Packs in letzter Konsequenz auch der CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Das geringere Verpackungsvolumen – im Vergleich zur MAP-Schale – senkt darüber hinaus auch den Stromverbrauch für die Lagerung, Herstellung und Kühlung der Produkte in der innovativen Schlauchbeutelverpackung.

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Gesamtes SB-Fleisch im Flow-Pack

„Der Flow-Pack ist die Verpackung der Zukunft in der Lebensmittelindustrie. Daran führt kein Weg dran vorbei. Wir können bei dieser Verpackungsvariante zwar nicht komplett auf Kunststoff verzichten, aber wir können die Menge enorm reduzieren. Und nach der Verwendung können wir das Material vollständig recyclen – so sieht ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt aus“, betont Alexander Biechteler. Hier bietet sich der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie ein enormes Potenzial, das rasch genutzt werden kann. „Denn die Flow-Pack-Verpackung ist eine ausgereifte Technologie, die nicht neu erfunden werden muss, sie kann wirklich von jetzt auf gleich umgesetzt werden“, sagt Thomas Blümel und denkt da ganzheitlich: „Bei fast allen Produkten, die aktuell noch in MAP-Schalen verpackt werden, ist der Schwenk auf Flow-Pack machbar. Warum also noch warten?“ So sieht es auch Feneberg. Das Familienunternehmen aus dem Allgäu will im nächsten Schritt das gesamte SB-Fleisch auf die Schlauchbeutel-Verpackung umstellen.